Ungefähr 50 Personen kamen am 13. April zu einer ersten
Mobilisierungsveranstaltung in den Stadtteilladen Zielona Góra über die
Geschichte des Revolutionären 1. Mai in Berlin. Ein Aktivist, der schon
1987 beim Kreuzberger Aufstand dabei war, stellte plastisch die
damaligen Gegebenheiten da.Inzwischen läuft sich auch die Springer
Presse in Berlin schonmal warm für ihre Medien-Randale. Die bereits
angemeldete Route vom Lausitzer Platz in Kreuzberg, wo damals bei einem
Straßenfest der inzwischen traditionelle Widerstand am 1. Mai begann, ab
durch die Mitte - Bezirk Mitte - zum Brandenburger Tor soll seitens der
Polizei teils verboten werden.
25 Jahre Revolutionärer 1. Mai
Zu einer ersten größeren Veranstaltung zur Geschichte "25 Jahre Revolutionärer 1. Mai" im linken Stadtteilladen im Stadtteil Friedrichshain kamen ca. 50 Personen. Ein Referent der Antifaschistischen Revolutionären Aktion Berlin (ARAB) stellte begleitet durch eine mediale Präsentation die einzelnen Jahre der Revolutionären 1. Mai Demo da. Nach einer Einleitung berichtete ein weiterer Referent, der damals in autonom-kommmunistischen Zusammenhängen organisiert war, von den damaligen Jahren und schilderte plastisch die damaligen Gegebenheiten und gesellschaftliche Situation.
Damalige Situation
Nach einer starken Bewegungsphase der Autonomen und Antiimperialistischen Gruppen in Berlin ab Anfang der 80er Jahre mit Hausbesetzungen und Aktionen gegen Umstrukturierung, Jahren der Massenproteste gegen Startbahn West, NATO-Manöver, Mutlangen, Freiheit für die RAF-Gefangenen, Internatiole Solidarität mit den linken Guerrillas in Palästina, Irland und anderswo, Antiatombewegung und Tag X in Gorleben sei die radikale Linke 87/88 in einer gewissen Schwächephase gewesen. Vor dem 1. Mai 1987 gab es massive Proteste und Aktionen zum Boykott der Volkszählung, es gab am Kinderbauernhof in Kreuzberg Aktionen und Barrikadenbau, weil der Kinderbauernhof in eine private Öko-Kindertagesstätte umgewandelt werden sollte. Angesichts der damaligen Versuche der Regierenden und der Kapitalisten mit Hilfe der Umstrukturierung - also "Ansiedlung anderer Bevölkerungsschichten", wie es genannt wurde - in Kreuzberg den starken Widerstand der revolutionären und autonomen Bewegung einzukreisen und damit zu schwächen, gab es schon damals verstärkt Aktionen gegen die Gentrifizierung, wie es heutzutage genannt wird.
1. Mai 1987
Für den 1. Mai 1987 rief die Berliner Regierung zu einer 750-Jahre Jubelfeier auf, mit Festbankett, Kaviar und Sekt. Doch die Bevölkerung hatte nichts zu feiern, denn der Winter 86/87 war einer der kältesten und darüber hinaus hatte die Regierung beschlossen, die U-Bahnhöfe nachts zu schließen, damit dort keine Obdachlosen schlafen konnten - es gab einige Tote.
Hier sehe man wieder eine gewisse Analogie zu heute, dennn am 2. Mai will das Berliner Etablissement mit dem Konzern Springer "100 Jahre Axel Springer" feiern, was nun seitens der Polizei dazu herhalten soll, den Teil der Demonstrationsroute am 1. Mai an der Wohnungsbaugesellschaft und am Springer Konzern vorbei zu verbieten. Schon in den 60er Jahren hatte es bei der rechten Springer-Presse massive Randale gegeben.
Hinzu kamen am 1. Mai 1987 dass es zuvor eine Kriminalisierung und Verhaftungen im Zusammenhang mit den Protesten gegen die Umstrukturierung und für den Erhalt des Kinderbauernhofs gab, und das Volkszählungsboykott-Büro im Mehringhof wurde gerazzt und zahlreiche Flugblätter und angeblich gefälschte Volkszählungs-Schreiben beschagnahmt. Die Boykott Kampagne damals war sehr erfolgreich gerade in den linken Kiezen in Schöneberg, Kreuzberg oder Neukölln, es wurde Polizeischutz für die Volkszählungsbeamten beantragt, da diese sich teils nicht mehr in die Häuser trauten. Briefkästen wurden mit 100en Namen versehen, die Bögen unter anderem mit "Ernst Thälmann" ausgefüllt, wonach dann von der Polizei gegen "Ernst Thälmann" Haftbefehl erlassen worden sei.
Auf dem Internationalistischen und Antikapitalistischen Straßenfest am 1. Mai 1987 hatten sich um die 10.000 Menschen beteiligt, das Fest war damals u.a. von der SEW - ein Vorläufer der DKP in Berlin - angemeldet worden. Die auf Wikipedia oder in der bürgerlichen Geschichtsschreibung beschriebene "umgekippte" Polizeiwanne war nach Meinung des Referenten nicht der eigentliche Auslöser für die am 1. Mai 1987 Randale, die sich in ganz Kreuzberg ausgeweitet hatte. Demnach hätten Autonome damals die Wanne eher vorsichtig umgedreht und aufs Dach gestellt, nur die Blaulichter waren leicht beschädigt und eine eingesetzte Polizeieinheit versuchte mit hochrotem Kopf und unter Gelächter und Gejohle des Publikums diese wieder auf die Räder zu stellen.
Während des Festes gab es vielmehr verschiedene Versuche Spontandemonstrationen durchzuführen, aus Protest gegen die Umstrukturierung / für Erhalt des Kinderbauernhofs und gegen die vorausgegangene Repression. Diese Demoversuche wurden brutal von der Polizei unter Schlagstockeinsatz verhindert. Die Situation am Fest sei dann nach und nach eskaliert, weil die Polizei das Fest umstellte und begann auf alle BesucherInnen - Kinder, Familien, StadtteilbewohnerInnen - mit Gas zu schießen, wodurch sich z.B. kleine Gaskocher und ähnliches von den Ständen entzündeten.
Weil immer mehr Widerstand leisteten kam es dann zu dem bekannten "Kreuzberger Aufstand" von 1987, der sich vom Lausitzer Platz bis zum Moritzplatz ausgeweitet hatte. Die Aktionen kurz nach dem Angriff der Bullen auf das Fest seien auch nicht - wie in der bürgerlichen Geschichtsschreibung dargestellt - irgendwelche willkürliche Randale gewesen, vielmehr seien z.B. gezielt Angriffe auf Infrastruktur der Telekom/Post gelaufen, Banken wurden gesmasht, und ähnliches.
Nach und nach begannen dann immer mehr Teile der Bevölkerung sich an den Widerstandsaktionen auch gegen die Besatzungsmacht der Bullen zu beteiligen, Enteignungsaktionen - umgangssprachlich "Plünderungen" wurden gestartet. Der Alkohol sei dann damals von den Autonomen "vernichtet" worden, damit sich nicht sinnlos besoffen wird, a la "Arbeiter meidet den Schnaps".
1988 gab es dann die erste autonome Revolutionäre 1. Mai Demonstration, 13 Uhr O-Platz.
1. Mai Berlin - Spiegel der Verhältnisse
Der Referent der ARAB skizierte mit Hilfe der Power-Point Präsentation und einigen Fotos ein eine facettenreiche Tradition des 25 jährigen Revolutionären 1. Mai. Anhand der verschiedenen Jahre wurde sichtbar, das der Revolutionäre 1. Mai in Berlin auch immer ein Spiegel der Diskussionen der radikalen Linken, der bürgerlichen Linken war, es wurden Spaltungslinien sichtbar in Bezug auf die angewandten Methoden des Widerstands und der inhaltlichen Bestimmungen wie auch der Organisationsformen. Und auf seiten der Herrschenden gab es bis heute alle möglichen Formen der Strategie, um die Tradition des revolutionären 1. Mai zu brechen, die Aktivisten zu kriminalisieren oder zu befrieden. Es gab die Zeiten der Sonderpolizei, der brutalen Knüppelorgien, der zivilgesellschaftlichen Einkreisung und Befriedung, der Demoverbote, des Spaltens und so weiter. Mit dem 1. Mai 1989 hatte auch die taz und die Alternative Liste der Grünen in Berlin ihre Maske fallen lassen müssen um mit ins Horn der Herrschenden für die Ordnungsmacht zu blasen.
1. Mai 2012
Anhand der Infos zum Revolutionären 1. Mai 2012 mit der Demoroute durch Kreuzberg angemeldet bis zum Brandenburger Tor vorbei an Springer, GSW und Arbeitsamt und den diesjährigen eher nicht so radikal daherkommenden Bündnisplakaten wurde vom Referenten eine Parallele zum 1. Mai 2004 gezogen.
2004 startete die Revolutioäre 1. Mai Demo am Potsdamer Platz und es gab im Vorfeld die "Mai-Steine Kampagne" mit zahlreichen antikapitalistische Kundgebungen und Aktionen gegen Privatisierung, Umstrukturierung und Kürzungen. Ziel sei es 2004 gewesen auch Linksbürgerliche zum revolutionären 1. Mai zu mobilisieren, was damals nicht so aufgegangen sei. Abends hatte es dann eine größere Spontandemo im Myfest gegeben, weil autonom-kommunistische und anarchistische Gruppen auch gegen die Kommerzialisierung und gegen ein Teilverbot der damaligen Demostrecke protestieren wollten.
2012 sei von der Mobilisierung her ähnlich aufgestellt, was der Versuch angeht, die Zusammensetzung der Demonstration mit Hilfe der Mobilisierung im linksbürgerlichen Millieu zu erweitern.
Nach Diskussionen und Gesprächen mit den beiden ReferentInnen wurde noch eine Dokumentation einer Autonomen Mediengruppe von 2007 zu 20 Jahre 1. Mai gezeigt und es ging über zum gemütlichen Teil des Abends.
Derweil laufen sich schonmal die Polizeistrategen und Innensenatoren von Bayern bis Berlin warm für ihren Randaleeinsatz. Während die Berliner Polizei gelassen reagiere auf Ankündigungen zum Widerstand in Kreuzberg, rief ein bayrischer Innenminister seinen CDU-Kollegen und Berliner Innenminister Frank Henkel dazu auf, auf jeden Fall mit aller Härte vorzugehen. Und der sog. "Experte" und "Protestforscher" Dieter Rucht glaubt, dass es in diesem Jahr heftiger werde: "Experten wie der Protestforscher Dieter Rucht glauben aber, dass es "in diesem Jahr wieder heftiger wird". "Vor 25 Jahren war der sogenannte Kiezaufstand in Kreuzberg, mit dem die Krawalle begannen. Das könnte für Aufwind sorgen."
Außerdem habe zuletzt bei vielen das Thema Gentrifizierung für Unmut gesorgt - etwa beim Guggenheim-Lab, vermeldete heute dpa.
Ganz Berlin diskutiert die Demoroute
Und - auch schon eine Tradition - ganz Berlin diskutiert mit, wenn es um die Demonstrationsroute des revolutionären 1. Mai geht. Dieter Rucht sieht das Ziel Brandenburger Tor vorbei bei Axelspringer und der britischen Botschaft als "möglichen Aktionismus", der Springer Sprecher schiebt die Schuld auf die Polizei, dass die Route am Springer Gebäude vorbei wahrscheinlich am 1. Mai verboten wird, die Polizei hat bei allen möglichen Teilen der Demostrecke irgendwelche Bedenken, sei es wegen dem Highway der Feuerwehr in der Skalitzer Straße oder eben bei GSW, Springer und Arbeitsamt vorbei, weil es da ja zu Protest kommen könnte, eben gegen Springer, GSW und Arbeitsamt.
Der grüne Bürgermeister von Kreuzberg begrüßt es natürlich, dass die Revolutionären aus Kreuzberg rausgehen wollen, daher scheint die grünbürgerliche Tageszeitung taz jetzt auch recht wohlwollend zu berichten, unterstellte aber in einem Bericht bezugnehmend auf eine innerlinke Diskussion über die Demoroute, dass sich die Gewerkschaft der Polizei und Teile der Autonomen darüber einig seien, dass ein Verlauf der Demo in Mitte wegen zu erwartenden oder nicht zu erwarteten Krawall kritisch zu betrachten sei. Hintergrund dieser Darstellung sind Diskussionen innerhalb der autonomen Linken über Einschätzungen darüber, ob die Bullen eventuell Teil der Demoroute in Mitte dazu nutzen könnten, um die DemoteilnehmerInnen brutal anzugreifen oder zu kesseln oder am Rückzug nach Kreuzberg zu hindern.
Einige der Diskussionsbeiträge zu diesem Thema hier auf Indymedia enthalten zwar auch vieles was richtig ist und zu diskutieren ist, jedoch war da auch einiges an Halbwissen sichtbar über die Beweggründe des Revolutionären 1. Mai Bündnis, in diesem Jahr sozialen Aufstand und Protest gegen die sog. Krise in den inhaltlichen Fokus zu richten.
Unterstellungen an einzelne Gruppen oder das 1. Mai Bündnis über ihre angebliche Funktion bringen hierbei wenig, um als gemeinsame Berliner Linke im Vorfeld zu einem erfolgreichen 1. Mai zu mobilisieren. Ernst zu nehmen sind Beiträge und Diskussionen dann, wenn sie auch zu einer gewissen Praxis führen, im Vorfeld und am 1. Mai selbst, um in diesem Jahr den sozialen Aufstand wieder ins Blickfeld zu rücken.
Materialien zu 25 Jahre Revolutionärer 1. Mai
Homepage Revolutionärer 1. Mai - Materialien zu 25 Jahren
Auf der Internetseite des Revolutionären 1. Mai Bündnis sind zwei umfangreiche Doku-Broschüren aus dem Jahre 1987 und 1988 erschienen, im PDF-Format. Zur Auswertunge wurden damals diese Broschüren herausgegeben, mit zahlreichen Artikeln der Presse von damals, Aufrufen und Diskussionspapieren der verschiedenen autonomen, kommunistischen, antiimperialistischen und anarchistischen Gruppen. Links zu einem im Internet erhältlichen Video über 20 Jahre Revolutionärer 1. Mai von 2007 finden sich auf der Internetseite ebenfalls, wie auch z.B. von der Tagesschau vom 2. Mai 1987. Und eine Übersicht aller Jahre des Revolutionären 1. Mai in Form einer Chronik.
Auf der Seite sind auch verschiedene Termine angegeben, wo mensch sich über den Revolutionären 1. Mai 2012 informieren und einklinken kann, und z.B. Führungen in englischer Sprache durch Kreuzberg zu Orten der Geschichte des Revolutionären 1. Mai.
https://linksunten.indymedia.org/de/node/58279
25 Jahre Revolutionärer 1. Mai
Zu einer ersten größeren Veranstaltung zur Geschichte "25 Jahre Revolutionärer 1. Mai" im linken Stadtteilladen im Stadtteil Friedrichshain kamen ca. 50 Personen. Ein Referent der Antifaschistischen Revolutionären Aktion Berlin (ARAB) stellte begleitet durch eine mediale Präsentation die einzelnen Jahre der Revolutionären 1. Mai Demo da. Nach einer Einleitung berichtete ein weiterer Referent, der damals in autonom-kommmunistischen Zusammenhängen organisiert war, von den damaligen Jahren und schilderte plastisch die damaligen Gegebenheiten und gesellschaftliche Situation.
Damalige Situation
Nach einer starken Bewegungsphase der Autonomen und Antiimperialistischen Gruppen in Berlin ab Anfang der 80er Jahre mit Hausbesetzungen und Aktionen gegen Umstrukturierung, Jahren der Massenproteste gegen Startbahn West, NATO-Manöver, Mutlangen, Freiheit für die RAF-Gefangenen, Internatiole Solidarität mit den linken Guerrillas in Palästina, Irland und anderswo, Antiatombewegung und Tag X in Gorleben sei die radikale Linke 87/88 in einer gewissen Schwächephase gewesen. Vor dem 1. Mai 1987 gab es massive Proteste und Aktionen zum Boykott der Volkszählung, es gab am Kinderbauernhof in Kreuzberg Aktionen und Barrikadenbau, weil der Kinderbauernhof in eine private Öko-Kindertagesstätte umgewandelt werden sollte. Angesichts der damaligen Versuche der Regierenden und der Kapitalisten mit Hilfe der Umstrukturierung - also "Ansiedlung anderer Bevölkerungsschichten", wie es genannt wurde - in Kreuzberg den starken Widerstand der revolutionären und autonomen Bewegung einzukreisen und damit zu schwächen, gab es schon damals verstärkt Aktionen gegen die Gentrifizierung, wie es heutzutage genannt wird.
1. Mai 1987
Für den 1. Mai 1987 rief die Berliner Regierung zu einer 750-Jahre Jubelfeier auf, mit Festbankett, Kaviar und Sekt. Doch die Bevölkerung hatte nichts zu feiern, denn der Winter 86/87 war einer der kältesten und darüber hinaus hatte die Regierung beschlossen, die U-Bahnhöfe nachts zu schließen, damit dort keine Obdachlosen schlafen konnten - es gab einige Tote.
Hier sehe man wieder eine gewisse Analogie zu heute, dennn am 2. Mai will das Berliner Etablissement mit dem Konzern Springer "100 Jahre Axel Springer" feiern, was nun seitens der Polizei dazu herhalten soll, den Teil der Demonstrationsroute am 1. Mai an der Wohnungsbaugesellschaft und am Springer Konzern vorbei zu verbieten. Schon in den 60er Jahren hatte es bei der rechten Springer-Presse massive Randale gegeben.
Hinzu kamen am 1. Mai 1987 dass es zuvor eine Kriminalisierung und Verhaftungen im Zusammenhang mit den Protesten gegen die Umstrukturierung und für den Erhalt des Kinderbauernhofs gab, und das Volkszählungsboykott-Büro im Mehringhof wurde gerazzt und zahlreiche Flugblätter und angeblich gefälschte Volkszählungs-Schreiben beschagnahmt. Die Boykott Kampagne damals war sehr erfolgreich gerade in den linken Kiezen in Schöneberg, Kreuzberg oder Neukölln, es wurde Polizeischutz für die Volkszählungsbeamten beantragt, da diese sich teils nicht mehr in die Häuser trauten. Briefkästen wurden mit 100en Namen versehen, die Bögen unter anderem mit "Ernst Thälmann" ausgefüllt, wonach dann von der Polizei gegen "Ernst Thälmann" Haftbefehl erlassen worden sei.
Auf dem Internationalistischen und Antikapitalistischen Straßenfest am 1. Mai 1987 hatten sich um die 10.000 Menschen beteiligt, das Fest war damals u.a. von der SEW - ein Vorläufer der DKP in Berlin - angemeldet worden. Die auf Wikipedia oder in der bürgerlichen Geschichtsschreibung beschriebene "umgekippte" Polizeiwanne war nach Meinung des Referenten nicht der eigentliche Auslöser für die am 1. Mai 1987 Randale, die sich in ganz Kreuzberg ausgeweitet hatte. Demnach hätten Autonome damals die Wanne eher vorsichtig umgedreht und aufs Dach gestellt, nur die Blaulichter waren leicht beschädigt und eine eingesetzte Polizeieinheit versuchte mit hochrotem Kopf und unter Gelächter und Gejohle des Publikums diese wieder auf die Räder zu stellen.
Während des Festes gab es vielmehr verschiedene Versuche Spontandemonstrationen durchzuführen, aus Protest gegen die Umstrukturierung / für Erhalt des Kinderbauernhofs und gegen die vorausgegangene Repression. Diese Demoversuche wurden brutal von der Polizei unter Schlagstockeinsatz verhindert. Die Situation am Fest sei dann nach und nach eskaliert, weil die Polizei das Fest umstellte und begann auf alle BesucherInnen - Kinder, Familien, StadtteilbewohnerInnen - mit Gas zu schießen, wodurch sich z.B. kleine Gaskocher und ähnliches von den Ständen entzündeten.
Weil immer mehr Widerstand leisteten kam es dann zu dem bekannten "Kreuzberger Aufstand" von 1987, der sich vom Lausitzer Platz bis zum Moritzplatz ausgeweitet hatte. Die Aktionen kurz nach dem Angriff der Bullen auf das Fest seien auch nicht - wie in der bürgerlichen Geschichtsschreibung dargestellt - irgendwelche willkürliche Randale gewesen, vielmehr seien z.B. gezielt Angriffe auf Infrastruktur der Telekom/Post gelaufen, Banken wurden gesmasht, und ähnliches.
Nach und nach begannen dann immer mehr Teile der Bevölkerung sich an den Widerstandsaktionen auch gegen die Besatzungsmacht der Bullen zu beteiligen, Enteignungsaktionen - umgangssprachlich "Plünderungen" wurden gestartet. Der Alkohol sei dann damals von den Autonomen "vernichtet" worden, damit sich nicht sinnlos besoffen wird, a la "Arbeiter meidet den Schnaps".
1988 gab es dann die erste autonome Revolutionäre 1. Mai Demonstration, 13 Uhr O-Platz.
1. Mai Berlin - Spiegel der Verhältnisse
Der Referent der ARAB skizierte mit Hilfe der Power-Point Präsentation und einigen Fotos ein eine facettenreiche Tradition des 25 jährigen Revolutionären 1. Mai. Anhand der verschiedenen Jahre wurde sichtbar, das der Revolutionäre 1. Mai in Berlin auch immer ein Spiegel der Diskussionen der radikalen Linken, der bürgerlichen Linken war, es wurden Spaltungslinien sichtbar in Bezug auf die angewandten Methoden des Widerstands und der inhaltlichen Bestimmungen wie auch der Organisationsformen. Und auf seiten der Herrschenden gab es bis heute alle möglichen Formen der Strategie, um die Tradition des revolutionären 1. Mai zu brechen, die Aktivisten zu kriminalisieren oder zu befrieden. Es gab die Zeiten der Sonderpolizei, der brutalen Knüppelorgien, der zivilgesellschaftlichen Einkreisung und Befriedung, der Demoverbote, des Spaltens und so weiter. Mit dem 1. Mai 1989 hatte auch die taz und die Alternative Liste der Grünen in Berlin ihre Maske fallen lassen müssen um mit ins Horn der Herrschenden für die Ordnungsmacht zu blasen.
1. Mai 2012
Anhand der Infos zum Revolutionären 1. Mai 2012 mit der Demoroute durch Kreuzberg angemeldet bis zum Brandenburger Tor vorbei an Springer, GSW und Arbeitsamt und den diesjährigen eher nicht so radikal daherkommenden Bündnisplakaten wurde vom Referenten eine Parallele zum 1. Mai 2004 gezogen.
2004 startete die Revolutioäre 1. Mai Demo am Potsdamer Platz und es gab im Vorfeld die "Mai-Steine Kampagne" mit zahlreichen antikapitalistische Kundgebungen und Aktionen gegen Privatisierung, Umstrukturierung und Kürzungen. Ziel sei es 2004 gewesen auch Linksbürgerliche zum revolutionären 1. Mai zu mobilisieren, was damals nicht so aufgegangen sei. Abends hatte es dann eine größere Spontandemo im Myfest gegeben, weil autonom-kommunistische und anarchistische Gruppen auch gegen die Kommerzialisierung und gegen ein Teilverbot der damaligen Demostrecke protestieren wollten.
2012 sei von der Mobilisierung her ähnlich aufgestellt, was der Versuch angeht, die Zusammensetzung der Demonstration mit Hilfe der Mobilisierung im linksbürgerlichen Millieu zu erweitern.
Nach Diskussionen und Gesprächen mit den beiden ReferentInnen wurde noch eine Dokumentation einer Autonomen Mediengruppe von 2007 zu 20 Jahre 1. Mai gezeigt und es ging über zum gemütlichen Teil des Abends.
Derweil laufen sich schonmal die Polizeistrategen und Innensenatoren von Bayern bis Berlin warm für ihren Randaleeinsatz. Während die Berliner Polizei gelassen reagiere auf Ankündigungen zum Widerstand in Kreuzberg, rief ein bayrischer Innenminister seinen CDU-Kollegen und Berliner Innenminister Frank Henkel dazu auf, auf jeden Fall mit aller Härte vorzugehen. Und der sog. "Experte" und "Protestforscher" Dieter Rucht glaubt, dass es in diesem Jahr heftiger werde: "Experten wie der Protestforscher Dieter Rucht glauben aber, dass es "in diesem Jahr wieder heftiger wird". "Vor 25 Jahren war der sogenannte Kiezaufstand in Kreuzberg, mit dem die Krawalle begannen. Das könnte für Aufwind sorgen."
Außerdem habe zuletzt bei vielen das Thema Gentrifizierung für Unmut gesorgt - etwa beim Guggenheim-Lab, vermeldete heute dpa.
Ganz Berlin diskutiert die Demoroute
Und - auch schon eine Tradition - ganz Berlin diskutiert mit, wenn es um die Demonstrationsroute des revolutionären 1. Mai geht. Dieter Rucht sieht das Ziel Brandenburger Tor vorbei bei Axelspringer und der britischen Botschaft als "möglichen Aktionismus", der Springer Sprecher schiebt die Schuld auf die Polizei, dass die Route am Springer Gebäude vorbei wahrscheinlich am 1. Mai verboten wird, die Polizei hat bei allen möglichen Teilen der Demostrecke irgendwelche Bedenken, sei es wegen dem Highway der Feuerwehr in der Skalitzer Straße oder eben bei GSW, Springer und Arbeitsamt vorbei, weil es da ja zu Protest kommen könnte, eben gegen Springer, GSW und Arbeitsamt.
Der grüne Bürgermeister von Kreuzberg begrüßt es natürlich, dass die Revolutionären aus Kreuzberg rausgehen wollen, daher scheint die grünbürgerliche Tageszeitung taz jetzt auch recht wohlwollend zu berichten, unterstellte aber in einem Bericht bezugnehmend auf eine innerlinke Diskussion über die Demoroute, dass sich die Gewerkschaft der Polizei und Teile der Autonomen darüber einig seien, dass ein Verlauf der Demo in Mitte wegen zu erwartenden oder nicht zu erwarteten Krawall kritisch zu betrachten sei. Hintergrund dieser Darstellung sind Diskussionen innerhalb der autonomen Linken über Einschätzungen darüber, ob die Bullen eventuell Teil der Demoroute in Mitte dazu nutzen könnten, um die DemoteilnehmerInnen brutal anzugreifen oder zu kesseln oder am Rückzug nach Kreuzberg zu hindern.
Einige der Diskussionsbeiträge zu diesem Thema hier auf Indymedia enthalten zwar auch vieles was richtig ist und zu diskutieren ist, jedoch war da auch einiges an Halbwissen sichtbar über die Beweggründe des Revolutionären 1. Mai Bündnis, in diesem Jahr sozialen Aufstand und Protest gegen die sog. Krise in den inhaltlichen Fokus zu richten.
Unterstellungen an einzelne Gruppen oder das 1. Mai Bündnis über ihre angebliche Funktion bringen hierbei wenig, um als gemeinsame Berliner Linke im Vorfeld zu einem erfolgreichen 1. Mai zu mobilisieren. Ernst zu nehmen sind Beiträge und Diskussionen dann, wenn sie auch zu einer gewissen Praxis führen, im Vorfeld und am 1. Mai selbst, um in diesem Jahr den sozialen Aufstand wieder ins Blickfeld zu rücken.
Materialien zu 25 Jahre Revolutionärer 1. Mai
Homepage Revolutionärer 1. Mai - Materialien zu 25 Jahren
Auf der Internetseite des Revolutionären 1. Mai Bündnis sind zwei umfangreiche Doku-Broschüren aus dem Jahre 1987 und 1988 erschienen, im PDF-Format. Zur Auswertunge wurden damals diese Broschüren herausgegeben, mit zahlreichen Artikeln der Presse von damals, Aufrufen und Diskussionspapieren der verschiedenen autonomen, kommunistischen, antiimperialistischen und anarchistischen Gruppen. Links zu einem im Internet erhältlichen Video über 20 Jahre Revolutionärer 1. Mai von 2007 finden sich auf der Internetseite ebenfalls, wie auch z.B. von der Tagesschau vom 2. Mai 1987. Und eine Übersicht aller Jahre des Revolutionären 1. Mai in Form einer Chronik.
Auf der Seite sind auch verschiedene Termine angegeben, wo mensch sich über den Revolutionären 1. Mai 2012 informieren und einklinken kann, und z.B. Führungen in englischer Sprache durch Kreuzberg zu Orten der Geschichte des Revolutionären 1. Mai.
https://linksunten.indymedia.org/de/node/58279
Nessun commento:
Posta un commento