sabato 12 maggio 2012

Pamphlet: Rebellisches Griechenland

Im Gedenken an Alexis - Revolte in Griechenland im Dezember 2008In Anbetracht der Diskussion über die soziale Auflehnung in Griechenland am Samstag 12. Mai im FERMENTO in Zürich, publizieren wir hier drei Texte bezüglich Griechenland als Pamphlet, die in der 3. Ausgabe der internationalen anarchistischen Zeitschrift “A Corps Perdu” im September 2010 erschienen sind. Die ganze Ausgabe der 3. Nummer dieser Zeitschrift wird im Juni 2012 auf Deutsch erscheinen. Übernommen von an die Waisen des Existierenden

Rebellisches Griechenland

Der Spiegel des sozialen Friedens beginnt Risse aufzuweisen. Das Haltbarkeitsdatum der sozial-demokratischen Verwaltung Europas scheint überschritten und, eine nach der anderen, nehmen dies die nationalen politischen Klassen zur Kenntnis. Während die gesetzlichen Grundlagen für diese Wende in einigen Ländern bereits in relativer Ruhe durch die Parlamente gewählt wurden, haben die Feindschaften in Griechenland ein unerwartetes Ausmaß angenommen. Obwohl diese Konfliktualität in die Kontinuität von Kämpfen gegen den Abbau des „Sozialstaates“ gestellt werden kann, an die wir bereits gewöhnt sind, hat sie die Tendenz einen beträchtlich anderen Charakter anzunehmen – während sie von vergangenen Erfahrungen, wie jener der Revolte vom Dezember 2008 genährt wird. Eine Übereinkunft mit dem Staat im Sinne des alten sozialen Paktes scheint immer unwahrscheinlicher, weil die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Grundlagen dafür nicht mehr existieren. Wir stehen also vor neuen Ausgangsbedingungen. Daran gewöhnt, Kämpfe zu führen, die darauf abzielen, die soziale Befriedung und den Konsens zu durchbrechen, der ihn umgibt, könnten wir bald mit einer neuen Form von Verwaltung konfrontiert sein, die eher darauf abzielt, ein Kriegsklima einzuführen. Darum ist es umso notwendiger, neue Perspektiven zu entwickeln, uns darauf einzulassen, einige neue Hypothesen für den sozialen Krieg zu formulieren.
Dies ist, wieso wir hier zunächst noch einmal auf die Revolte vom Dezember 2008 zu sprechen kommen wollen. Der erste Text, der einige Zeit vor den aktuellen Erschütterungen in Griechenland verfasst wurde, entspringt dem Willen, diesen Dezember 2008 zu evaluieren und seine Grenzen zu umreissen, aber vor allem, entlang der insurrektionellen Perspektiven zu reisen.
Zwei Jahre später scheint eine gewisse Unzufriedenheit breite Schichten der griechischen Gesellschaft in Bewegung zu bringen. Diejenigen, die 2008 nicht ohne große Sympathien, aber dennoch „alleine“ dastanden, um die Flammen der Revolte kräftig zu schüren, indem sie sie weit über den anfänglichen Funken hinaustrugen, können heute spüren, wie um sie herum etwas anzuwachsen beginnt, das versucht, sich gegenüber der vorprogrammierten Verschlechterung des Lebens so vieler Menschen zu äussern.
Man könnte diese Verschlechterung, die für einige bereits Realität ist und sich bei anderen gerade ankündigt, einer gründlichen sozio-ökonomischen Analyse unterziehen. Man könnte vom Ende eines Zyklus von Umstrukturierung, Liquidierung und Wiederaufbau sprechen. Und seien wir ehrlich, es wäre nicht ganz uninteressant. Es gibt aber auch eine andere Art und Weise, auf die man versuchen kann, auf die Realität Einfluss zu nehmen, in sie einzudringen, um die Subversion in sie hinein zu tragen. Diese andere Art und Weise, ein Spiel zwischen Theorie und Praxis, eine permanente Provokation von Herausforderungen, versucht eine gewisse Analyse der Situation auf das Terrain der Hypothese und des Experiments zu bringen. Nicht, weil wir Fanatiker des Handelns um des Handelns willen oder des Täumens um des Täumens willen wären, sondern weil wir von einem Willen angetrieben werden, unsere Ideen ins Herz der sozialen Konfliktualität zu tragen. Dieser Wille gibt sich nicht damit zufrieden, ein Zuschauer zu sein, sondern sucht permanent nach Anhaltspunkten, um – à corps perdu* – ins Getümmel zu springen. Und wir haben keine Lust, diese Sprünge blind und unüberlegt zu machen. Und eben dies war der Anlass für den zweiten Text.
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* Diese französische Redewendung bedeutet wortwörtlich mit verlorenem Körper und steht in etwa für ungestüm, voller Elan, ohne Berechnung.

Die Pfade der Revolte vom Dezember 2008

Diese Revolte war eine freiwillige Bewegung, eine bewusste Wahl, auch wenn sie größtenteils eine Reaktion war. Sie war Ausdruck der Tatsache, den Kampf in erster Person zu leben.
Die Wut und der Aufstand

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