lunedì 17 ottobre 2011

Anti-Knast-Tage vom 28. bis 30.10. in Köln


Anti-Knast-Tage vom 28. bis 30.10.2011 in KölnVom 28. bis zum 30.Oktober werden in Köln, im Autonomen Zentrum Köln, Wiersbergstr., Köln-Kalk (U-Bahnhaltestelle Kalk-Kapelle, (Linie 1 oder 9), Anti-Knast-Tage stattfinden. Hier der Aufruf und das vorläufige Programm.

Knast geht uns alle an … !!!

„Komm schon.Jeder hat seine Mauern, seine Bunker, seine Bastille, seinen Himalaya und seine Abgründe. Du denkst doch nicht etwa, daß du anders bist als die anderen, daß für dich alles schwieriger und schmerzhafter ist! Du weißt, daß das nicht stimmt. Du hast sogar Glück, weil du in deinem Inneren dieses Bewusstsein hast. Dir stehen noch so viele Kämpfe bevor! Du stehst erst am Anfang deines Wissens! Wenn du darunter leidest, heißt das, daß du auf dem richtigen Weg bist. Ein Weg, der keine Märtyer, aber den Willen zu Wissen und Kampf braucht. Wie leicht es doch wäre, so leicht, sich der Lethargie der Unterwerfung, des Verzichts, des Akzeptierenes einer bequemen Norm zu ergeben! Komm schon, steh auf, mach was! Der Sirenengesang ist hier das Heulen des Alarms, der von den Schließern ausgelöst wird, um eine Flucht zu melden, der Versuch eines Gefangenen, sich sein Recht zurückzuerobern“ (Charlie Bauer)

Knasttage 2011 – Einladungstext der Kölner Gruppe „Autonomes Knastprojekt“

Knast ist ein zentrales Mittel von Herrschaftssicherung. Dabei denken wir jetzt gar nicht mal in erster Linie an die Spezialverfahren gegen uns als radikale Linke.

Die wichtigste Funktion des Knasts ist die Erzeugung von Angst. Nicht nur die Gefangenen sind Opfer des Knasts. Unsere Angst vor dem Knast ist viel wichtiger für das System.

Obwohl wir für die kostenlose Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel sind, kaufen wir manchmal doch Fahrkarten. Wenn wir denn schwarzfahren, zahlen wir die 40 Euro. bevor es zum Verfahren kommt.
Oder wir lassen uns auf Sozialstunden ein. Alles in dem Bewusstsein, dass Mensch als Schwarzfahrer*in in den Knast kommen kann. Als Hartz 4-Empfängerin nehmen wir es hin, dass wir mit Almosen abgespeist und schikaniert werden. Manche gehen betteln, sind froh, wenn über Suppenküchen und Tafeln einige Krümel vom kapitalistischen Kuchen abfallen.

Wenn wir uns natürlich verhalten und uns am reichlich gedeckten Tisch bedienen, landen wir ja schließlich im Knast. Wenn wir gegen das System demonstrieren, holen wir uns häufig vorher eine Genehmigung des Systems. Absurdistan lässt grüßen.

Die Angst vor dem Knast bestimmt unser Leben mehr, als wir uns manchmal selbst eingestehen. Oberstes Ziel linker Politik ist deshalb zu verhindern, dass Mensch selbst oder seine Genoss*innen den Knast kommen.

Das Ziel einer Gesellschaft ohne Knäste wird zwar manchmal plakativ propagiert, aber ernsthaft glauben nur die Wenigsten innerhalb der Linken dran. Dies liegt einerseits daran, dass die Wenigsten von uns daran glauben, dass wir das herrschende kapitalistische System überwinden könnten. Andrerseits haben viele Linke selbst eine Liste von Leuten im Kopf, die sie gerne einsperren würden. Das sind schon einige Gründe, warum es für viele Genossinnen so schwierig ist, sich zur Antiknastarbeit zu verhalten.

Hinzu kommen Probleme, die wir auch aus anderen Bereichen kennen. Beispiel Erwerbslosenbewegung: Die Aufbruchstimmung aus den Anfängen der Zahltag-Bewegung ist längst Ernüchterung gewichen. Die große Mehrheit der Erwerbslosen ist alles andere als linksradikal. Sie versuchen individuell zwischen den Mühlsteinen der Bürokratie zu überleben. Unsere Strategie gemeinsamer Gegenwehr findet nur bei wenigen von ihnen Resonanz. Obdachlose und Junkies haben leider auch wenig mit uns zu tun. Auch die Millionen prekär Beschäftigter neigen selten zu revolutionären Aktionen. Das sind aber die Menschen, die überwiegend in die Fänge der Klassenjustiz geraten.

Da ist es logisch, dass die Mehrheit der Gefangenen sich ähnlich verhält, wie sie sich draußen als Erwerbslose, Obdachlose oder Junkies verhalten haben.

Trotzdem – unter der extremen Drucksituation des Knasts entdeckt der Eine oder die Andere ihr rebellisches Potential. Das sind unsere Bündnispartner*innen. Außerdem – es gibt einfach Dinge, die wir als radikale Linke grundsätzlich ablehnen.

Wir sind grundsätzlich gegen Krieg, auch wenn die Kriegsgegner die letzten Arschlöcher sind. Es gibt keinen gerechten Krieg. Das sehen wir anders als die Mehrheit der Grünen.

Wir sind gegen Hart 4 und Billiglöhne, auch wenn uns viele Erwerbslose und Hungerlöhner nicht grade sympathisch sind. Wir sind auch gegen Kapitalismus, selbst wenn uns die Mehrheit der Ausgebeuteten den Vogel zeigt.

Wie schwer sich große Teile der Linken damit tun, sich in gesellschaftlichen Diskussionen zum Thema Knast überhaupt zu verhalten, zeigt folgendes Beispiel:
Seit einiger Zeit versuchen die Nazis gesellschaftliche Ängste vor Sexualstraftätern, vor allem so genannten Kinderschändern für sich zu nutzen. in einem Klima von “Wegsperren für immer“ scheint ihre Forderung nach Todesstrafe gar nicht mehr so weit entfernt von dem, was ein reaktionärer Teil der Bevölkerung sich wünscht.

Auf Dauer wird es nicht reichen, dem nur ein “Nazis raus“ entgegenzusetzen und dem allenfalls hinzufügen, dass Mensch natürlich gegen die Todesstrafe sei. Diese Strategie wird allenfalls gegen ein kleines Häufchen organisierter Faschos erfolgreich sein.

Es wird uns aber nicht gegen den reaktionären Stimmungssumpf helfen, in dem die Nazis fischen wollen. Da müssten wir uns schon die Mühe machen, uns selbst inhaltlich mit dem Problem des sexuellen Missbrauchs zu beschäftigen und zu versuchen, über “Lösungen“ nachzudenken, die sich vom “Wegsperren für immer“ unterscheiden.

Neben Workshops zu solch grundsätzlichen Fragen wird es bei den Antiknasttagen aber auch um ganz praktische Dinge gehen, z.B. darum, welche rebellischen Gefangenen uns besonders nahe stehen und wie wir die unterstützen können, oder wie wir die Öffentlichkeitsarbeit gegen das Knastsystem verbessern können.

Wir freuen uns schon auf Euch.

Das Programm
Freitag, 28.10.:

ab 18 Uhr
Treffpunkt für die Menschen die aus anderen Städten anreisen im AZ. Dort wollen wir auch gleich die Pennplätze verteilen und werden uns bemühen, dass es auch einen Happen zu essen gibt…

20 Uhr
Auftaktveranstaltung im Naturfreundehaus, Kapellenstraße 9
„arbeitsscheu -abnormal -asozial“

Gezeigt wird ein 30-minütiger Dokumentarfilm zur Geschichte der Berliner Arbeitshäuser, schwerpunktmäßig zum Arbeitshaus Rummelsburg. Zu Wort kommen Akteure, die etwas mit diesem Ort zu tun haben. Die Filmemacherin Andrea Behrendt wird vor Ort sein und mit uns diskutieren.
Anschließend gibt es einen Beitrag vom vom Arbeitskreis „Marginalisierte – gestern und heute“ zur Kontinuität der Ausgrenzung und Verfolgung der nicht Verwertbaren, der nicht Normgerechten, der „Asozialen“. Wir werden feststellen, dass die Logik der Arbeitshäuser bis hinein in die Jobcenter von heute reicht.
Anschließend werden wir vom Autonomen Knastprojekt Köln noch kurz darauf eingehen, wie sehr die Zwangsarbeit im Knast noch vom „Ethos“ der Arbeitshäuser geprägt ist. Wir werden feststellen, dass vieles vergleichbar ist mit dem, was Erwerbslose draußen in der Behandlung durch die Jobcenter, in Ein-Euro-Jobs und sonstigen Maßnahmen erleben. Wir werden aber auch feststellen, dass die Gefangenen noch zusätzlichem Druck unterliegen. Egal, ob sie Zwangsarbeit leisten oder diese verweigern.
Wir freuen uns schon auf spannende Diskussionen.

Samstag 29.10.:

ab 10 Uhr im AZ:
eine Vielzahl von Workshops zum Thema Knast und Repression

Bisher sind folgende Themen vorgesehen:
– Hungerstreik von Werner Braeuner
– Sicherungsverwahrung
– Forensik
– Kommunikation mit Gefangenen
– Knast als Druckmittel
Die angereisten GenossInnen aus Hamburg, Dresden und Wien werden über die Repression in ihren Städten berichten. In Dresden laufen ja § 129 -Verfahren. Dazu soll es im November ein Treffen in Dresden geben. Genaueres werden Euch die GenossInnen in ihrem Workshop erzählen.

Ein Thema liegt uns besonders am Herzen:
Wenn ehemalige Sexualstraftäter entlassen werden und irgendwo hinziehen, formieren sich häufig Bürgerwehren. Die Nazis versuchen immer wieder, da kräftig mitzumischen. So ruft die NPD am 15.10 zu einer Demonstration in dem Dorf Insel (Sachsen-Anhalt) auf. Dort leben seit einiger Zeit zwei ehemalige Vergewaltiger, die aus der Sicherungsverwahrung entlassen wurden. Die Antifa und die Linke insgesamt tut sich schwer damit, sich damit auseinanderzusetzen. Warum das so ist, damit wollen wir mit Euch gemeinsam im Plenum diskutieren.
Angesichts der Vielzahl von Workshops wollen wir hier und jetzt noch nicht die genaue Reihenfolge festlegen. Manchmal werden wohl auch Workshops parallel stattfinden müssen. Um allen Bedürfnissen möglichst gerecht zu werden schlagen wir vor, dass wir uns am Samstag morgen alle noch kurz im Plenum treffen und feststellen, wie groß das Interesse an den einzelnen Workshops ist und dann den Ablauf gemeinsam festlegen

um 20 Uhr:
„Politisch – sozial?“

Wer sind eigentlich „unsere“ Gefangenen und wie verhalten wir uns zu ihnen?
Auch wenn wir grundsätzlich gegen Knäste sind, so stehen uns doch nicht alle Gefangenen gleich nahe. Aber – woran machen wir dies fest? Am Delikt, weswegen sie einsitzen? Oder, ob sie aus „unserer“ Bewegung kommen? Oder daran, wie sie grundsätzlich drauf sind? Warum hat die Antiknastarbeit einen so geringen Stellenwert innerhalb der Linken?
All diese Fragen wollen wir mit Euch im Plenum diskutieren.

Sonntag 30.10.:

ab 11 Uhr
bei Bedarf Fortsetzung der gestern zu kurz gekommenen Workshops. Ansonsten gemeinsames Kaffeetrinken und spontane, informelle Gespräche. Die Gespräche am Rande der „Großveranstaltungen“ sind ja bekanntlich oftmals am interessantesten

ab 13 Uhr
Abschlußplenum
Dabei wollen wir auch diskutieren, wie wir die Antiknastarbeit stärker zum Bestandteil linker Politik machen können. Auch eine stärkere Vernetzung unserer schwachen Kräfte (vor allem auch auf NRW-Ebene) würden wir da gerne ansprechen.

http://www.abc-berlin.net/anti-knast-tage-vom-28-bis-30-10-in-koeln

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